Classic Days Schloss Dyck: Premiere im Regen
Am Sonntagabend hieß es aufatmen für die über dreihundert Mitglieder und freiwilligen Helfer des
Classic Days e.V.: Die zwölften Classic Days vom 4. bis 6. August 2017 waren wieder ein wunderbares
Fest für Liebhaber und Freunde alten Blechs, historischen Motorsports und entspannter Gartenparty.
Helden im Schlamm
Am Samstag erlebten die Besucher eine besondere Premiere des Open Air Festivals: Der Himmel
über Schloss Dyck öffnete sich und es regnete in Strömen. In den Vorjahren hatte sich geradezu
magisch eine schützende Hand über das Festival gelegt. Schlosspark, Dycker Feld und umliegende
Feldparkplätze blieben regelmäßig von Regen und anderer Unbill verschont. Am ersten
Augustwochenende zeigte sich zuerst das genaue Gegenteil. Ergiebiger Regen verwandelte das
Gelände und besonders die Parkplätze auf den Feldern in rutschige Schlammpisten. Eine
Herausforderung, die das Classic Days Team mit Bravour meisterte. Strohballen wurden mit eigenen
Fahrzeugen aus der Parkdekoration geholt, aufgelöst und das Stroh mit bloßen Händen auf den
Wegen verstreut, um den zahlreichen Besuchern den Zugang zum Festival zu ermöglichen.
Knöcheltief im Schlamm steckend, wurden Besucher- und Teilnehmerfahrzeuge mit Muskelkraft auf
ihre Position geschoben. Die herbeigerufenen Landwirte halfen mit ihren Treckern, die
Liebhaberstücke mit ihren hilflos durchdrehenden Rädern auf festen Untergrund zu ziehen.
Britische Gelassenheit
Der überwiegende Teil der Besucher reagierte mit Verständnis, viele sogar mit großem Lob: „Ein
Open Air bei Sonnenschein – dass kann jeder. Ihr schafft das auch bei Mistwetter“. Diese
Anerkennung haben sich die Ehrenamtler mit ihrem Engagement redlich verdient.
Das umfangreiche Programm entschädigte die Zuschauer für Gummistiefel und Regenschirm. Manch
einer hatte sich wohl bei den Mitgliedern des Benjafield Racing Club abgeschaut, wie man charmant
mit den Wetterverhältnissen umgeht. Die Bentley Boys reisten traditionell offen und auf eigener
Achse mit ihren Rennwagen aus der Cricklewood-Ära an. „We have some rain between showers“ war
ihr einziger Kommentar, bevor es auf die regennasse Rundstrecke ging.
Gischtfahnen auf der Rundstrecke
Dort zeigten auch die Fahrer der historischen Rennwagen, Monoposti und Roadster –im Motor
Klassik Sonderlauf „Engländer“ –dass ihre Fahrzeuge offen oder gar nicht gefahren werden. Bei den
Classic Days also auf jeden Fall offen. Den vielen Fotografen boten sich besonders dynamische
Motive, wenn die freistehenden Räder meterhohe Fontänen hinter sich herzogen. Wie bei dem
„Beast of Turin“, dem Fiat S76. Nachdem der Vierzylinder mit 28 Liter Hubraum polternd in Gang
gesetzt wurde, donnerte der Rekordwagen unter Applaus über den Rundkurs. Flammen stießen aus
den ofenrohrgroßen Auspuffen, als wollte man damit die Strecke trocknen.
Jubilar beim Motorsport-Festival
Was dem Geburtstagskind der diesjährigen Classic Days gar nicht gefallen hätte. Der Jubilar Walter
Röhrl freute sich sichtlich, anlässlich seines siebzigsten Geburtstags seine ehemaligen Arbeitsgeräte
über rutschiges Geläuf zu bewegen, seit jeher Röhrls bevorzugte Straßenoberfläche. Die Autostadt
hatte dazu den legendären Audi Quattro mitgebracht sowie weitere Autos aus der Rallyekarriere
Röhrls: Ford Capri RS, Opel Ascona, Porsche 911 und Lancia Rally 037. Natürlich begleitete Christian
Geistdörfer, oft selbst am Steuer, den „Langen aus Regensburg“.
Besondere Ehre dem Trips Memorial
Ferrari feierte ebenfalls bei den Classic Days seinen 70sten und brachte neben automobilen
Zeitzeugen aus siebzig Jahren Supersportwagen ein ganz besonderen Rennwagen zum Trips
Memorial: Einen Ferrari 156 „Sharknose“. Mit genau einem solchen Ferrari verunglückte Graf Berghe
von Trips 1961 auf der Rennstrecke von Monza. Die Classic Days erinnern seit nunmehr zwölf Jahren
mit dem Trips Memorial an den Renngrafen aus dem Rheinland und sind gerührt, dass Ferrari mit
dem Sharknose ein einmaliges Erinnerungsstück am Schloss Dyck zeigte.
Neue und alte Bekannte bei den Racing Legends
Kein geringerer als Arturo Merzario steuerte den Ferrari Sharknose um die Weinhauskurve und durch
die Bergahornallee. Der schnelle Italiener genoss zum ersten Mal das Festival rund um Schloss Dyck
und zog seinen berühmten Cowboyhut vor den Veranstaltern. „Eine so vielfältige Veranstaltung mit
solch großartigem Publikum habe ich noch nie erlebt“. Ebenso begeistert waren Bernd Mayländer
und Karl Wendlinger, die in diesem Jahr erstmalig bei den Classic Days zu Gast waren. Sie wollen auf
jeden Fall wiederkommen. Womit sie sich einreihen in die Liste der Stammgäste der Classic Days:
Jochen Mass unterhielt das Publikum wie immer mit Witz und feiner Ironie. Zusammen mit Jutta
Benz, Roland Asch und Klaus Ludwig sah man ihn oft im neuen Fahrerlager, wo Mercedes Benz mit
hochkarätigen S-Typen aus der Zeit Caracciolas aufwartete.
Knapp zehn Jahre jünger als die Mercedes war der Auto Union Typ C Bergrennwagen, den Frank Biela
und die Audi Tradition mitgebracht haben. Die Zwillingsreifen an der Hinterachse erhöhten die
Traktion, um die Kraft der 16 Zylinder auf die Straße zu bringen.
Tatort Pflaumenwiese
Die Mitglieder und Organisatoren der Classic Days waren sich keiner Schuld bewusst. Dennoch
bekamen sie Besuch von Klaus J. Behrendt, den meisten bekannt als Max Ballauf, dem Kölner Tatort-
Kommissar. Der Schauspieler besuchte auf Einladung von Walbusch zum ersten Mal die Classic Days
und bekam Informationen aus erster Hand im Gespräch mit den Oldtimerenthusiasten. Ob Klaus J.
Behrendt sich bei der Auktion von Coys of Kensington einen Klassiker zulegte, konnte nicht
abschließend ermittelt werden.
Fotogalerie
Photo credits: Martin Heinze, classic-analytics